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AutorenbildCarmen Schiefer

Leaky Gut Syndrom - Nicht mehr ganz dicht im Darm…

Der Darm ist auch bei unseren Tieren ein riesiges Organ und die Darmschleimhaut die größte Körperoberfläche, die enormes leisten muss: Sie muss Erreger, Antigene und Schadstoffe effektiv abwehren - gleichzeitig aber die Verdauung vorantreiben und Wasser und Nährstoffe selektiv aufnehmen und an den Blutkreislauf abgeben. Es muss also eine gewisse Durchlässigkeit geben, damit die aufgenommenen Nährstoffe auch weiter im Körper an die richtigen Stellen gebracht werden kann.


Im Laufe eines Tierlebens passieren, je nach Tierart und Größe, Tonnen von Futter und zigtausend Liter Flüssigkeit den Darm, dazu alles an Giftstoffen, Medikamenten und Krankheitserregern. Der Darm selber beheimatet mehr Bakterien, als der Körper Zellen hat.

Wenn man sich das vorstellt, ist es eigentlich klar, dass Beeinträchtigungen im riesigen Bereich Darm erhebliche Probleme und Krankheiten verursachen kann.

Das Leaky Gut-Syndrom bedeutet einfach ausgedrückt, dass die Darmschleimhaut eine erhöhte Durchlässigkeit aufweist und so fettunlösliche Stoffe, Mikroben und ihre Bruchstücke, unvollständig gespaltene Nahrungsbestandteile und Schadstoffe ungehindert in den Blutkreislauf gelangen können. Dies löst immunologische Reaktionen und Fehlregulationen aus, sprich: Das Immunsystem erkennt diese Stoffe im Blut als körperfremd und beginnt mit der Bekämpfung und der Bildung von z.B. Antikörpern - mit weitreichenden Konsequenzen!


Wie entstehen aber diese „Löcher“ in der Darmschleimhaut bzw. welche möglichen Ursachen sind bekannt?


Im Zusammenhang mit Leaky Gut fällt immer der Begriff „Tight junctions“. Tight Junctions sind Proteinnetzwerke. Sie umgürten quasi das Endothelgewebe des Darms, der Blase und des Gehirns und übernehmen neben stabilisierenden Funktionen zusätzlich Barrierefunktionen. Ihr könnt euch dies tatsächlich wie kleine Klammern vorstellen, die Zellen miteinander verbinden. Diese Verbindungsstellen zwischen den Darmzellen lassen allerdings im Normalfall gewisse Stoffe durch, denn sonst würden z.B. Nährstoffe aus der Nahrung gar nicht ins Blut und darüber in die Leber und alle Zellen gelangen. Wenn diese Klammern aber beschädigt oder sogar ganz zerstört werden, vergrößern sich diese, nennen wir sie Kanäle, und so gelangen Stoffe, die im gesunden Zustand im Darm bleiben würden, in die Blutbahn und lösen verschiedene Symptome und Krankheiten aus.



  • Darmparasiten, insbesondere Giardien

  • Eine längerfristig gestörte Darmflora

  • Medikamente: Beispielsweise Schmerzmittel oder Antibiotika können bei einer dauerhaften Einnahme die Darmbarriere schädigen. Kortison ist ein weiteres Medikament, welches der empfindlichen Magen- und Darmschleimhaut längerfristig schaden und zu einem Leaky Gut führen kann.

  • Unbehandelte oder chronische Entzündungen

  • Überwucherung mit krankheitserregenden Keimen

  • Nicht artgerechte Ernährung

  • Stress!!

Thema Darmflora:

Eine gestörte Darmflora macht sich häufig mit Symptomen wie Aufstoßen, Blähungen, übelriechendem Kot, Durchfall oder Darmkrämpfen bemerkbar. Es kommt zu einem Ungleichgewicht von gesunden und schädlichen Darmbakterien. Krankheitserregende Bakterien können sich bei entsprechenden Veränderungen des Darmmilieus massiv vermehren und die gesunden Darmbakterien verdrängen, es kommt zu einer sogenannten Überbesiedlung insbesondere des Dünndarms mit pathogenen, also krankmachenden, Darmbakterien. Dies kann schon nach relativ kurzer Zeit zu Entzündungen und in Folge zu einem sogenannten „löchrigen Darm“ führen. Das Schwierige hier: Nicht immer zeigt ein Darmflora-Check schwere Störungen! Das heißt, es braucht einen erfahrenen Therapeuten, der in der Diagnostik einen Schritt weiter geht.


Symptome und Erkrankungen, bei denen eine Untersuchung der Darmschleimhaut und der Darmflora sinnvoll ist:

  • Unklare Darmbeschwerden, Durchfall, Blähungen bis hin zu schweren Koliken

  • Futtermittel-Unverträglichkeiten

  • Mangelernährung

  • Chronische Darmentzündungen, auch IBD

  • Chronische und wiederkehrende Infekte

  • Protein-Loosing-Syndrom

  • Stumpfes Fell, Hautprobleme, wiederkehrende Hautentzündungen

  • Allergische und Autoimmun-Erkrankungen

  • Erkrankungen des Bewegungsapparates (rheumatoider Formenkreis)

Wie findet man heraus, ob ein Tier an Leaky Gut leidet?


Es gibt verschiedene Kotuntersuchungen, die hier genutzt werden können. Ich veranlasse einen Darmflora-Check sowie den Darmschleimhaut-Marker Zonulin und teilweise zusätzlich Alpha 1-Antitrpysin. Zonulin ist ein Protein und dient als Indikator für die Durchlässigkeit der Darmschleimhaut bei Hunden und Katzen. Das Enzym Alpha 1-Antitrpysin reguliert Entzündungsvorgänge bei Hunden und Katzen.

Steigt einer oder beide Marker im Kot an, spricht dies für eine erhöhte Durchlässigkeit der Darmschleimhaut und somit eine Beeinträchtigung der Darmschleimhautbarriere.

Die Therapie dieses Syndroms ist sehr gut möglich und erfolgreich, jedoch behandle ich jedes Tier individuell und ganzheitlich. Es gibt also keinen Fahrplan A oder B, der zum Erfolg führt, sondern immer die Betrachtung des Tieres als Einheit!

In der nächsten Folge stelle ich euch Jampa vor, einen Sheltie, der sprichwörtlich durch die Hölle gegangen ist.


Bis dahin, liebe Grüße und achtet auf euch und eure Lieben!

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